Sportwetten sind Glücksspiel

Sportwetten sollen auch in Österreich als Glücksspiel eingestuft werden, fordern Expert*innen anlässlich der Fußball-EM 2024.

Österreich einziges EU-Land ohne entsprechende Regelung

In 26 Ländern der Europäischen Union sind Sportwetten als Glücksspiel eingestuft. Nur Österreich handhabt das nicht so. Das soll sich ändern, fordern Expert*innen aus den Bereichen Suchtprävention, Suchttherapie, Gesundheitsförderung und Schuldnerberatung.

Offener Brief an die Politik

Anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2024 richteten sie sich in einem „offenen Brief“ an die Politik. Darin fordern sie, dass künftig auch Sportwetten zum Glücksspiel gezählt werden, was bisher nicht der Fall ist.

In Österreich sind Sportwetten bisher gesetzlich als „Geschicklichkeitsspiel“ eingestuft. Das bringt eine deutlich niedrigere Besteuerung als für Glücksspiel mit sich. Außerdem ist dadurch der Spieler*innenschutz noch schwächer ausgeprägt als in Automatensalons oder im Casino.

Auch Werbung für Sportwetten ist durch diese gesetzliche Einstufung uneingeschränkt möglich. Werbung für Sportwetten ist daher sehr präsent, in traditionellen Medien wie im Internet.

Sportwetten haben großes Suchtpotenzial

Sportwetten haben ein großes Suchtpotenzial. Laut Fachstelle für Glücksspielsucht Steiermark (extern) ist rund jede sechste Person, die Sportwetten abschließt, stark gefährdet, eine Abhängigkeit zu entwickeln.

Die Begeisterung für Sport und Sportereignisse in Verbindung mit Wetten erhöht die Spannung. In Gemeinschaft – etwa einem Wett-Lokal – erlebt, verstärkt sich dieses positive Gefühl zusätzlich. Misserfolge beim Wetten und einen damit verbundenen Verlust von Geld blenden viele Spieler*innen hingegen durch das rasche Weiterspielen aus.

An Sportwetten ist besonders riskant, dass sie leicht verfügbar sind. Um ein Wettlokal aufzumachen oder einen Wettterminal aufzustellen, braucht es keine Lizenz wie beim Automatenglücksspiel. Außerdem macht das Internet das Wetten rund um die Uhr möglich. Online-Wetten haben dementsprechend ein besonders hohes Suchtpotenzial.

Fachwissen zu Sport hilft nicht

Mehr als ein Drittel der Spielsüchtigen, die sich hilfesuchend an die Fachstelle Glücksspielsucht Steiermark wenden, verliert sein Geld durch Sportwetten, erklärt diese dem ORF (extern). Besonders betreffe dies junge Männer, die großen Bezug zu Sport haben und sich selbst als Sport-Experten einschätzen.

Diese Expertise hilft allerdings nicht dabei, bei Sportwetten Geld zu gewinnen, weil die Quoten vom Wettanbieter festgelegt werden. Und die Wettquoten werden von einem Buchmacher-Team so berechnen, dass die Anbieter*innen auf lange Sicht gewinnen und die Wett-Teilnehmer*innen verlieren.

Rund um sportliche Großereignisse wie die Europameisterschaft im Fußball ist die Werbung für Sportwetten besonders aggressiv. Dies führt zu vermehrten Wetteinsätzen und erhöht dementsprechend die Gewinne der Anbieter*innen.

Auch VIVID – Fachstelle für Suchtprävention hat den offenen Brief anlässlich der Fußball-EM 2024 unterzeichnet und setzt sich damit für eine bessere gesetzliche Regulierung von Sportwetten ein.

In Österreich sind Sportwetten stark mit Sport-Vereinen verwoben, wie der Offene Brief  ausführt: Ein Großteil der Sportvereine hierzulande wird über Wett-Anbieter*innen finanziert.

Aus Sicht der Suchtprävention und Suchthilfe ist es sinnvoll, wenn die zusätzlichen Einnahmen aus einer angemessenen Besteuerung von Sportwetten für die Sportförderung zweckgewidmet werden. Dadurch würden Sportvereine weniger abhängig von Sponsoring durch Wett-Anbieter*innen sein.

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