Die Wahrscheinlichkeit, mit Cannabis zu beginnen, ist unter Rauchenden von konventionellen Zigaretten und E-Zigaretten größer als unter Nicht-Rauchenden.
Überschneidungen zwischen konsumierten suchterzeugenden Substanzen sind ein bekanntes Phänomen. Aktuelle Studien zeigen nun, dass konkret der Konsum von Zigaretten, E-Zigaretten und Cannabis miteinander in Verbindung stehen. Das berichtet die AT Schweiz.
Wechselseitige Beeinflussung
Eine US-amerikanische nationale Erhebung über Drogenkonsum und Gesundheit (National Survey on Drug Use and Health) zeigt: Obwohl meist der Tabakkonsum als Einfallstor für den Cannabiskonsum mit Besorgnis betrachtet wird, gibt es auch einen umgekehrten Zusammenhang: Der Cannabiskonsum beeinflusst das Muster des Tabakkonsums. Er verstärkt tendenziell das Rauchen. Darüber hinaus ergab die Studie, dass der parallele Konsum („Dual use“) von Nikotin und Cannabis unter jungen Menschen weit verbreitet ist.
Wer sowohl Zigaretten raucht als auch Cannabis konsumiert, hatte eine höhere Abhängigkeit von Nikotin. Das wies eine weitere Studie nach.
Aber auch E-Zigaretten scheinen den Konsum von Cannabis zu begünstigen. Eine Studie an 9.828 Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren, die bisher keine Erfahrung mit Cannabis hatten, zeigt auf: Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Konsum von E-Zigaretten und darin, zu einem späteren Zeitpunkt mit dem Konsum von Cannabis zu beginnen. Salopp gesagt, beginnt wer zur E-Zigarette greift, mit größerer Wahrscheinlichkeit später auch zu kiffen.
Nikotin verstärkt die belohnenden Eigenschaften anderer Substanzen
Gezeigt hat sich in Studien, dass Nikotin die belohnenden Eigenschaften anderer Substanzen verstärkt. Eine andere Erklärung ist, dass die Reihenfolge des Beginns eher zufällig ist, dass bei Nikotin und Cannabis jedoch ähnliche und gemeinsame Faktoren am Beginn des Konsums stehen.
Eine weitere Studie untersuchte den Zusammenhang zwischen Zigaretten, E-Zigaretten und Cannabis. 1.123 Jugendliche wurden im Zeitraum von drei Jahren in sechs Wellen gefragt, ob und was sie rauchen.
Besonders interessierte die Forscher*innen, ob die Jugendlichen im Laufe der Zeit das Produkt wechselten. Und das taten viele. Zum Zeitpunkt der Basiserhebung hatten 14,9 % der Teilnehmer*innen bereits alle untersuchten Substanzen konsumiert: E-Zigaretten, Zigaretten und Marihuana.
Über alle Erhebungswellen hinweg gab es niedrige Raten von Solo-Substanz-Konsumierenden. Etwa 5 Prozent der Stichprobe berichteten über den Solo-Konsum von E-Zigaretten, 4,4 Prozent über den Solo-Konsum von Marihuana und etwa 3 Prozent waren Solo-Zigarettenkonsumenierenden.
Häufigster Wechsel von E-Zigarette zu Cannabis
Anschließend wurde die Reihenfolge des Einstiegs in die Substanzen erfragt. Fast jede*r zehnte Befragte (9,5 Prozent) gab an, zuerst E-Zigarette und danach Cannabis konsumiert zu haben. Dagegen ging der Konsum von Zigaretten nur bei 3,3 Prozent dem Konsum von Cannabis voraus. 3,6 Prozent konsumierten Cannabis als erstes Produkt und erst danach Zigarette oder E-Zigarette. Mehr Jugendliche gingen von E-Zigarette zu Cannabis über (8,3 %) als von E-Zigarette zu konventioneller Zigaretten (6,0 %).
Besonders häufig wurde Cannabis in Form von E-Zigaretten inhaliert. Das Rauchen von Cannabis über E-Zigaretten („Electronic Vaporizer“) wurde bereits in früheren Publikationen beschrieben.
E-Zigarette als Prädiktor für Cannabis-Konsum
Eine deutsche Studie beschreibt E-Zigaretten als „Prädiktor“ für Cannabis-Konsum. Von den E-Zigaretten-Konsumierenden begann jede*r Dritte auch mit dem Konsum von Cannabis (34,1 Prozent). Zum Vergleich: Bei denen, die keine E-Zigaretten rauchten, begannen 10,4 Prozent mit Cannabis. Die Ergebnisse waren robust, wenn man sie um Alter, Geschlecht, Migrantenstatus, Schultyp, Sensationslust, Cannabiskonsum unter Gleichaltrigen, Alkoholkonsum und konventionelle Zigaretten bereinigte.
Mehr dazu: