Wie viele Kinder und Jugendliche konsumieren Nikotinprodukte? Und wie hat sich das im Zeitverlauf verändert? Das fragt sich eine Studie aus Deutschland. Erfragt wurde die sogenannte „Monatsprävalenz“, also ob in den letzten 30 Tagen mindesten einmal ein Nikotinprodukt konsumiert worden war.
Bei den Kindern veränderte sich im Zeitverlauf nichts. Über den gesamten Zeitraum hinweg gaben drei bis vier Prozent der 9- bis 13-Jährigen an, in den letzten 30 Tagen Nikotin konsumiert zu haben.
Anders verhielt es sich bei den Jugendlichen (14 bis 17 Jahre): Bei ihnen sank der Konsum zuerst deutlich, stieg jedoch ab 2021/2022 bis 2023/24 wieder kontinuierlich an. Bei der letzten Befragung (2023/24) gab jeder sechste Jugendliche (16,6 Prozent) Nikotinkonsum an.
E-Zigarette häufigste Konsumform
Erfragt wurden auch die einzelnen verschiedenen Produkte. Im untersuchten Zeitraum nahm das Rauchen von Zigaretten leicht und das Rauchen von Wasserpfeifen stark ab.
Seit dem Schuljahr 2021/22 stieg das Rauchen von E-Zigarette deutlich. E-Zigarette ist seither die häufigste Konsumform von Nikotin. Das gilt sowohl für Kinder als auch für Jugendliche. Bei den Kindern rauchen 2,9% der Kinder und 13,9 Prozent der Jugendlichen E-Zigaretten. Kein anderes Nikotinprodukt wird von jungen Menschen so häufig konsumiert.
Nikotinbeutel waren nicht Teil der Befragung, da sie in Deutschland verboten sind. Sie dürfen dort nicht verkauft werden.
Viel Mehrfach-Konsum bereits in jungen Jahren
Parallel zur weiten Verbreitung von E-Zigaretten nahm der sogenannte „Mehrfach-Konsum“ („Poly-Konsum“) zu. Poly-Konsum meint, dass jemand zwei oder mehr Nikotinprodukte parallel konsumiert, also etwa angibt, sowohl E-Zigarette als auch Zigarette geraucht zu haben.
Jedes 50. Kind (1,7 Prozent) und jeder zwölfte Jugendliche (8,3 Prozent) gibt Poly-Konsum an, konsumierte also im vergangenen Monat mindestens zwei unterschiedliche Nikotinprodukte. Am häufigsten ist dabei die Kombination von Zigarette und E-Zigarette.
Eine Analyse von Risikofaktoren ergab, dass bestimmte Merkmale den Nikotinkonsum wahrscheinlicher machen als andere. So gelten der Besuch eines Gymnasiums und allgemein höheres Wohlbefinden als schützender Faktoren.
Rauchende Freunde größer Risikofaktor für Konsum
Umgekehrt wird es wahrscheinlicher, Nikotin zu konsumieren, wenn dies die Freundinnen und Freunde tun. Auch hohe individuelle Risikobereitschaft und Verhaltensauffälligkeiten und Stress-Erleben erhöhen das Risiko. Bei Jugendlichen steigt die Wahrscheinlichkeit darüber hinaus, wenn sie ihre Eltern mit „lockerem Erziehungsstil“ beschreiben und aus sozioökonomisch benachteiligten Wohngegenden kommen.
In beiden Altersgruppen war Nikotinkonsum im Freundeskreis der größte Risikofaktor. Konsumierten auch die Freundinnen und Freunde Nikotin, so stieg die Wahrscheinlichkeit für eigenen Konsum bei Jugendlichen um das Neun-Fache, bei Kindern sogar um das 21-Fache. Das Rauchen wird in diesem Kontext eher als „normal“ empfunden, man bestärkt einander in diesem Verhalten.
Für die Befragung wurden knapp 67.000 Kinder und gut 49.000 Jugendliche in acht Wellen – einmal jedes Schuljahr – zu ihrem Nikotinkonsum befragt. Die Befragungen fanden jährlich zwischen 2016/17 und 2023/24 statt. Die Stichprobe wurde unterteilt in Kinder (9 bis 13 Jahre) und Jugendliche (14 bis 17 Jahre).
Alle Daten entstammen dem sogenannten „Präventionsradar“ und sind repräsentativ für Deutschland. Für Österreich gibt es keinerlei vergleichbare Daten.
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