Tabakerhitzer werden mit der Aussage „weniger Schadstoffe“ beworben. Häufig wird im Marketing die konkrete Zahl „95 Prozent weniger Schadstoffe“ genannt.
Aber wie sieht es tatsächlich mit den Schadstoffen in Tabakerhitzern aus? Welche chemischen Verbindungen werden durch die Erhitzung freigesetzt? Sind Tabakerhitzer nachweisbar so immens weniger gesundheitsschädlich als konventionellen Zigaretten wie behauptet? Das untersuchte eine Metaanalyse.
Konkret ging es um die durch die Erhitzung freigesetzten Verbindungen und um schädliche und potenziell schädliche Verbindungen. Darunter waren auch Schadstoffe, die Krebs auslösen können, etwa Kohlenwasserstoffe.
Nur ein Drittel Tabak: Kleine Zigarette mit großer Zigarette verglichen
Die meisten verfügbaren Studien waren von der Tabakindustrie finanziert. Und grundsätzlich wurde der Gehalt an schädlichen und potenziell schädlichen Verbindungen von Tabakerhitzern in bisherigen Studien systematisch unterschätzt, so die Autor*innen. Denn es wird darin wenig Tabak mit viel Tabak verglichen: Die Zigarette im Tabakerhitzer ist deutlich kleiner als die Zigarette, mit der sie verglichen wird.
Die untersuchten Zigaretten in Tabakerhitzern enthalten zwischen 177 und 203 Milligramm Tabak. Sie werden in Studien mit der sogenannten „Referenzzigarette 3R4F“ verglichen. Diese jedoch enthält 645 Milligramm Tabak. Das ist rund drei Mal so viel.
Studien vergleichen also eine kleine Menge Tabak (jener im Tabakerhitzer) mit einer großen Menge Tabak (jener in der Referenzzigarette). Um einen Tabakerhitzer mit einer konventionellen Zigarette zu vergleichen müssten die gemessenen Schadstoffe daher um einen Faktor zwischen 3,2 und 3,6 erhöht werden, folgert die Metaanalyse. Denn weniger Tabak enthält logischerweise weniger Schadstoffe als viel Tabak.
Können chemisch auch als „Rauch“ eingestuft werden
Diese Metaanalyse verdeutlich auch: Tabakerhitzer enthalten Partikel, die sowohl der Definition von Aerosol als auch von Rauch entsprechen. Und sie enthalten die gleichen besonders gefährlichen Stoffe wie der Rauch herkömmlicher Zigaretten, wenn auch in niedrigeren Konzentrationen.
Durch die Erhitzung entstehen in Tabakerhitzern wie bei konventionellen Zigaretten sogenannte Pyrolyse-Produkte, also Produkte einer unvollständigen Verbrennung. Darunter sind auch krebsfördernde Substanzen.
Meiste Studien von Tabakindustrie finanziert
Eine andere Studie verglich 31 einschlägigen Studien miteinander. Demnach seien die Schadstoffe des Tabakerhitzers um mindestens 62 bis 75 Prozent reduziert im Vergleich zur konventionellen Zigarette. Tabakerhitzer lieferten bis zu 83 Prozent des Nikotingehalts und mindestens 62 bis 75 Prozent reduzierte Schadstoffe und Partikel.
Dieselbe Vergleichsstudie hielt allerdings auch fest, dass die meisten Untersuchungen zu den Schadstoffen von Tabakerhitzern von der Tabakindustrie finanziert sind. Daher seien sie nicht unabhängig. Außerdem würden Messungen überwiegend an Rauchmaschinen gemacht, nicht an echten Menschen. Echte Menschen nehmen jedoch mehr Schadstoffe auf als Rauchmaschinen.
In mehreren unabhängigen Studien wurden Daten von Studien der Tabakindustrie neu analysiert: Die eine Studie ergab, dass in Summe die Belastung mit besonders besorgniserregenden Stoffen reduziert ist, dass aber einzelne potenziell schädliche Stoffe deutlich höher konzentriert seien als in konventionellen Zigaretten.
Erheblich schädlich für Lunge und Immunsystem
Eine andere Studie wertete die Daten der Tabakindustrie hinsichtlich der Auswirkungen auf die Lunge und das Immunsystem neu aus. Tabakerhitzer wirken demnach erheblich schädlich auf Lunge und Immunsystem.
Es konnten dabei keine Unterschiede festgestellt werden zwischen Raucher*innen konventioneller Zigaretten und jenen Raucher*innen, die auf Tabakerhitzer umgestellt wurden. Bei Ratten, die den Emissionen von Tabakerhitzer ausgesetzt waren, gab es Hinweise auf Lungenentzündungen und Immun-Modulationen. Bei Menschen, die von konventioneller Zigarette auf Tabakerhitzer umgestellt wurden, verbesserten sich weder die Lungenfunktion noch Lungenentzündungen. Es war kein Unterschied feststellbar.
Ähnlich schädlich wie konventioneller Rauch
Emissionen von Tabakerhitzern sind für die menschliche Gesundheit genauso schädlich wie konventioneller Rauch, stellte anhand eigener Daten eine andere unabhängige Studie fest. Dies gelte sowohl bei hoher Konzentration als auch bei einigen Zelltypen.
So sind Zellen aus menschlichen Embryonen und Zellen von Atmungsorganen besonders empfindlich und zeigten ähnlich hohe Schädlichkeit. Studien der Tabakindustrie werden vorwiegend an jenen Zellen gemacht, von denen bekannt ist, dass sie robust und weniger empfindlich sind, etwa Krebszellen. Dementsprechend geringer sei dann die Schädlichkeit.
Sich selbst als Teil der Lösung anbieten
Eine weitere Analyse geht der Frage nach, warum die Tabakindustrie behauptet, Tabakerhitzer seien „rauchfrei“ und weniger schädlich für die Gesundheit. Dies sie ein Mittel, um staatliche Regulierungen wie höhere Besteuerung zu umgehen, was einerseits die Vermarktung erleichterte. Andererseits ermögliche diese Strategie der Tabakindustrie, sich gegenüber Staaten und der Öffentlichkeit als Teil der Lösung gegen das Rauchen anzubieten.
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