Wer arm ist, raucht eher

In armen Regionen ist die Wahrscheinlichkeit zu rauchen deutlich höher als in reichen. Das zeigt sich auch schon bei Jugendlichen. Besonders steigt der Konsum der konventionellen Zigarette und die Kombination mit E-Zigarette.

Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Sucht

Soziale Ungleichheit und Sucht hängen zusammen: Sozioökonomisch benachteiligte Menschen haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für Sucherkrankungen. So raucht auch eher, wer arm ist und wer eine niedrige formale Bildung hat.

Bereits im Jugendalter

Schon im Jugendalter haben Tabak- und Nikotinkonsum mit sozialer Ungleichheit zu tun. Das stellt eine deutsche Studie fest.

Analysiert wurden Daten von knapp 18.000 Schülerinnen aus Deutschland. Sie waren im Alter von 9 bis 17 Jahren. Dabei wurden drei Konsumgruppen gebildet: Konsum von konventionellen Zigaretten, Konsum von E-Zigaretten und Konsum beider Produkte („Dual use“). Dies wurde gemäß dem „Deutschen Index der sozioökonomischen Benachteiligung“ verglichen mit dem regionalen sozioökonomischen Status.

Deutlich mehr Konsum in benachteiligten Regionen

Der regelmäßige Konsum von konventionellen Zigaretten betrug im Durchschnitt 17,8 Prozent, von E-Zigaretten 19,6 Prozent und von beiden Produkten 13,4 Prozent. Im Alter von 16 bis 17 Jahren gaben rund 40 Prozent der Jugendlichen an, Erfahrungen mit konventioneller Zigarette oder E-Zigarette zu haben.

Der Nikotinkonsum ist dabei regional sehr unterschiedlich verteilt: Er ist geht einher mit Wohlstand und Armut. Wo mehr arme Menschen wohnen, konsumieren auch die Jugendlichen mehr Tabak und Nikotin, zeigen die Autor*innen.

In den ärmsten Regionen haben Jugendliche im Vergleich zu den wohlhabendsten Regionen ein rund mehr als doppelt so großes Risiko, Raucher*in konventioneller Zigaretten zu werden: Es war um 124 Prozent wahrscheinlicher, Raucher*in zu werden, wenn man in einer armen Region lebte.

Wo viele Arme leben, wird mehr Tabak und Nikotin konsumiert

Auch jugendliche Dual User von E-Zigarette und konventioneller Zigarette gab es in armen Regionen fast doppelt so häufig. Der alleinige Konsum der E-Zigarette hingegen war in den sozioökonomisch benachteiligten Gebieten „nur“ um 56 Prozent wahrscheinlicher: Auf einen jugendlichen Rauchenden der E-Zigarette in sozial bevorzugten Regionen kamen also gut 1,5 jugendlichen Rauchende der E-Zigarette in sozial benachteiligten Regionen.

Eine schottische Studie stellte fest, dass auch die Tabakindustrie auf diese Zusammenhänge reagiert: Wo mehr arme Menschen leben, befinden sich mehr Läden, die Tabak verkaufen. Insofern sehen Kinder aus „schlechteren“ Stadtteilen mehr Trafiken und werden dadurch auch eher zum Konsum angeregt.

Mehr dazu: