Neue Leitlinien der Tabakentwöhnung

Die meisten Menschen, die rauchen oder Nikotin in anderer Form konsumieren, wollen aufhören. Die aktuelle „Leitlinie Tabakentwöhnung“ fasst zusammen, was beim Aufhören hilft und was eher nicht.
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Was beim Rauchstopp hilft und was eher nicht

Empfehlungen von Expert*innen

Wie kann es gelingen, mit dem Rauchen aufzuhören? Wie kann man die eigene Gesundheit schützen, wie die Sucht besiegen? Dazu können Menschen unterschiedliche Erfahrungen machen. Den einen hilft Gruppenentwöhnung, den anderen telefonische Begleitung durch das Rauchfrei Telefon, wieder andere hören ganz allein auf oder lassen sich dabei von einem Buch helfen.

Trotz dieser unterschiedlichen Erfahrungen braucht es Leitlinien zur Entwöhnung. Leitlinien schauen nicht auf einzelne Lebensgeschichten, sondern auf das Gesamte. Sie nehmen alle verfügbaren Studien als Basis, welche den höchsten wissenschaftlichen Kriterien entsprechen. Aus dieser Analyse machen sie eine Zusammenschau. Daraus ergeben sich Empfehlungen, die danach mit wissenschaftlichen Fachgesellschaften diskutiert und abgestimmt werden. Eine Leitlinie zur Entwöhnung entsteht nicht von Heute auf Morgen, sondern in einem sehr langen, wissenschaftlichen Prozess vieler beteiligter Expert*innen auf hohem wissenschaftlichem Niveau.

Neue Erkenntnisse

Für den Bereich Entwöhnung koordiniert die deutschsprachigen S3-Leitlinien die „Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften Deutschlands“ (AWMF). Die Bezeichnung „S3-Leitlinien“ steht dabei für höchste Qualität. Alle sechs Jahre werden diese Leitlinien überarbeitet. Im Jänner 2020 erschienen, gibt es ein aktuelles Standardwerk, was beim Aufhören hilft und was eher nicht. Diese Leitlinien gelten bis Dezember 2025.

Bei Entwöhung von Nikotin ist wichtig, die körperliche und psychische Abhängigkeit zu berücksichtigen. Höchste Empfehlungsstufe in der Entwöhnung hat dementsprechend Verhaltenstherapie im Einzel-Setting oder in der Gruppe, kombiniert mit pharmakologischer Unterstützung wie etwa Nikotinersatztherapie. Die im Rahmen der Tabakpräventionsstrategie Steiermark angebotene Gruppenentwöhnung „Rauchfrei in 6 Wochen“ arbeitet ebenso nach dieser Methode wie das Rauchfrei Telefon.

E-Zigaretten sollen zur Entwöhnung von konventionellen Zigaretten demnach nicht angeboten werden. Sie werden weder zur Entwöhnung noch zur Schadensminimierung („Harm reduction“) empfohlen. Auch bezüglich Tabakerhitzern stellt die Leitlinie fest, dass aus den hochwertigen verfügbaren Daten keine Empfehlung als Mittel zur Schadensminderung abgeleitet werden kann. Selbsthilfe-Materialien wie Apps oder Bücher haben sich laut Studien hingegen als erfolgreiche Unterstützung bewährt.

Rauchenden, die nicht aufhören können oder wollen, kann psychosoziale Unterstützung angeboten werden. Auch Nikotinersatztherapie aus der Apotheke kann ihnen beim Aufhören helfen.

Gesundheitsberufe motivieren zum Aufhören

Einen wichtigen Stellenwert nimmt in der Leitlinie auch die Motivation von Konsument*innen durch Gesundheitsberufe ein. Dazu werden Weiterbildungen des Gesundheitspersonals empfohlen.

Diese Motivierende Ansprache beinhaltet drei Teile: Erstens fragt der Gesundheitsberuf den Patienten nach seinem Tabak- und Nikotinkonsum, zweitens rät er zum Aufhören und drittens verweist er an professionelle Unterstützung bei Entwöhnung. Durch diese strukturierte Beratung kann die Motivation zum Aufhören deutlich erhöht werden.

VIVID – Fachstelle für Suchtprävention bietet sowohl für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte als auch für Krankenhäuser Weiterbildungen zur Motivation zum Nikotin-Stopp an.

Die „S3-Leitlinie Rauchen und Tabakentwöhnung“ ist eine hochwertige Hilfestellung für Mitarbeitende im Gesundheitssystem für die Diagnostik des Konsums und mögliche Therapieansätze.

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