Graswurzelbewegung für E-Zigaretten

Die „World Vapers‘ Alliance“ engagiert sich gegen die Regulierung von E-Zigaretten. Eine treibende Kraft dahinter dürfte die Tabakindustrie sein.

Lobbying über Umwege

Sie tritt auf als neutrale Interessensvertretung jener Menschen, die E-Zigaretten konsumieren: die „World Vapers‘ Alliance“ (WVA). Dabei erscheint sie wie eine Graswurzel-Bewegung, zu der sich Konsument*innen lose zusammentaten.

Die Medien Le Monde und The Daily Beast deckten auf, dass entgegen dieses Eindrucks die Tabakindustrie stark involviert zu sein scheint. Sie habe im Hintergrund „die Show geleitet“ und erhebliche finanzielle Mittel bereitgestellt, recherchierten die Medien. Ein dahinter stehendes Netzwerk blicke auf eine langjährige Partnerschaft mit der Tabakindustrie zurück.

Die „World Vapers‘ Alliance“ setzte mehrere Kampagnen um – unter anderem war sie Ende 2021 in Europa auf Tour, um für ihre Anliegen zu werben. Gegenüber der Politik engagiert sie sich gegen die Regulierung von E-Zigaretten. So sollen etwa Warnhinweise, höhere Steuern und Beschränkungen von Geschmacksrichtungen vermieden werden. Auch bemühte sie sich darum, dass E-Zigaretten im Europe’s Beating Cancer Plan als Mittel zur Vermeidung von Krebs erwähnt werden. Dies gelang nicht.

Kunstrasen statt Graswurzeln

Die Organisation „Tobacco Free Kids“ weist in ihrem Statement auf einen zentralen Widerspruch hin: Offiziell engagiert sich die Tabakindustrie zusehends für Gesundheit und warnt vor Tabak. Gleichzeitig verkauft sie weiterhin Tabak und macht damit ihr Hauptgeschäft. Diese Doppelstrategie werde seit langem mittels Frontgruppen umgesetzt, die offiziell nichts mit der Tabakindustrie zu tun haben, jedoch von dieser unterstützt oder gar initiiert werden.

Eng involviert in die WVA ist laut „Le Monde“ auch eine Werbeagentur, die auf „Astroturfing“ spezialisiert ist. „Astroturfing“ heißt auf Deutsch „Kunstrasen“. Im Werbejargon bedeutet dies, etwas wird als Graswurzelbewegung vermarktet, obwohl es keine ist. Dies wird vor allem von Branchen genutzt, die ein schlechtes gesellschaftliches Image haben.

Astroturfing ist eine Methode für indirektes Lobbying, bei dem der wahre Lobbyist im Verborgenen bleibt. Gleich einem trojanischen Pferd können so sozial wenig anerkannte Industrien ihre Anliegen besser gegenüber Politik und Gesellschaft präsentieren. Denn die Forderungen von betroffenen Konsument*innen oder besorgten Bürger*innen erscheinen meist glaubwürdiger als jene von Industrien, die damit Geld verdienen.

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