Nikotinbeutel sind kleine weiße Beutel, die zwischen Zahnfleisch und Lippe deponiert werden und dort Nikotin abgeben. Über die Schleimhaut gelangt das Nikotin in den Körper. Nikotin macht süchtig und schadet der Gesundheit.
Bis knapp vier Mal so viel Nikotin wie eine Zigarette
Manche Nikotinbeutel enthalten sehr viel Nikotin. Das ergab eine chemische Studie, für die 44 Sorten Nikotinbeutel von 20 verschiedenen Herstellern analysiert wurden. Der Nikotingehalt der Produkte reichte von 1,8 bis 47,5 Milligramm je Beutel. Das ist knapp vier Mal so viel wie eine Zigarette maximal enthält.
Die Autorinnen und Autoren der Studie hatten vor allem zwei Erkenntnisse: Erstens ist der Nikotingehalt von Nikotinbeuteln sehr unterschiedlich. Er hat eine große Variabilität. Und zweitens ist der Nikotingehalt von Nikotinbeuteln manchmal „alarmierend hoch“. Bei 29 der 44 getesteten Produkte fehlt außerdem eine eindeutige Kennzeichnung der Nikotinstärke.
Beutel mit hohem Nikotingehalt untersucht
Eine weitere Studie befasste sich mit den Auswirkungen von Nikotinbeuteln mit hohem Nikotingehalt. Dazu wurden Versuchspersonen Nikotinbeutel mit 6, 20 und 30 Milligramm pro Beutel verabreicht.
Ziel war, Unterschiede in den sogenannten „pharmako-kinetischen Profilen des Nikotins“ herauszufinden. Pharmako-Kinetik meint die Effekte, die eine Substanz – in diesem Fall Nikotin – im Körper hervorruft. Dazu gehört etwa, wie viel davon vom Körper aufgenommen wird und wie rasch sie sich verteilt.
Die Versuchspersonen hatten die Beutel 20 Minuten lang im Mund. Anschließend wurde der Effekt des Nikotins vier Stunden lang beobachtet. Die Studie erhob darüber hinaus das sogenannte Craving der Versuchspersonen, also das Verlangen nach der Substanz Nikotin. Auch Auswirkungen des Nikotinkonsums auf das Herz-Kreislauf-System und auf die lokale Konsumstelle im Mund wurden erhoben.
Bis zu doppelt so viel Nikotin wie durch Zigarette
Höhere Nikotindosen führen zu mehr Aufnahme von Nikotin im Blut. Das ergab der Vergleich der Nikotinspiegel im Blutplasma. So war der Anstieg des Nikotinspiegels im Blutplasma bei jenen Versuchspersonen am größten, die Nikotinbeutel mit 30 Milligramm pro Beutel konsumiert hatten. Sie nahmen im Schnitt 52 Prozent des Nikotins auf.
Die relativ kurze Verweildauer von 20 Minuten hatte das Forschungsteam wegen der hohen Nikotindosis gewählt, die untersucht wurde. Bleiben die Beutel länger im Mund, könnte die Aufnahme von Nikotin noch höher sein, so das Forschungsteam.
Bei den hoch dosierten Nikotinbeuteln (30 Milligramm) lag die maximale Nikotin-Konzentration im Blutplasma bei 29,4 Nanogramm Nikotin pro Milliliter Blut. Das ist in etwa das Doppelte der Aufnahme von Nikotin von einer konventionellen Zigarette (15,2 Nanogramm).
Deutlich mehr Nikotin tatsächlich im Blut nachweisbar
Hoch dosierte Nikotinbeutel führen also auch dazu, dass deutlich mehr Nikotin tatsächlich im Körper aufgenommen wird. Diese Forschungsergebnisse waren neu. Das Forschungsteam schließt daraus, dass bei Nikotinbeuteln mit hohem Nikotingehalt das Suchtpotenzial höher ist.
Man spricht in diesem Zusammenhang auch von „Bio-Verfügbarkeit“. Diese hängt unter anderem von der Konzentration des Nikotins, aber auch von seinem pH-Wert ab.
Hohes Potenzial, abhängig zu werden
Je größer die Bio-Verfügbarkeit, desto mehr und desto schneller wird Nikotin aufgenommen. Dies korreliert damit, wie schnell und wie stark man von dem Produkt abhängig werden kann. Die untersuchten Beutel mit hohem Nikotingehalt zeigten ein hohes Suchtpotenzial.
Während des Konsums der Beutel mit 20 und 30 Milligramm Nikotin stieg die Herzfrequenz um etwa 27 bzw. 25 Schläge pro Minute an. Dies ist vergleichbar mit dem Konsum einer konventionellen Zigarette. Auch die medizinischen Kennzeichen für die arterielle Gefäßsteifigkeit waren erhöht. Die Beutel führten außerdem in allen untersuchten Stärken zu Reizungen der Mundschleimhaut.
Die Ergebnisse zeigen, dass nationale Regulierung von Nikotinbeuteln sehr wichtig ist. Diese muss auch die Regulierung des Produkts umfassen, also etwa festlegen, wie viel Nikotin ein Beutel maximal enthalten darf und wie hoch der pH-Wert maximal sein darf. Neben Produktregulierung ist auch bei Nikotinbeuteln – wie bei allen anderen Nikotinprodukten wichtig, dass sie entsprechend ihrem Gefährdungspotenzial besteuert werden, dem Jugendschutz unterliegen und für sie ein Verbot von Werbung und Sponsoring gilt.
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