Viele deutsche Rap-Musiker machen auf ihren Kanälen in Social-Media nicht nur Musik. Sie bewerben in ihren Liedern auch Tabak und Nikotin. Das zeigt eine Studie.
43 Prozent werben für Nikotinprodukte
Diese analysierte die Aktivitäten in Social Media der 60 bekannten deutschen Rap-Künstler*innen. Ausgewählt wurden jene mit den meisten verkauften Tonträgern und den besten Platzierungen in den Top 10 der Album- und Single-Charts.
26 von ihnen bewarben in ihren Kanälen auf Social Media auch Tabak- oder Nikotinprodukte. Das entspricht 43 Prozent der Musiker*innen. Analysiert wurden Kanäle wie Instagram, Youtube und TikTok.
Besonders häufig E-Zigaretten und Tabak für Wasserpfeifen
Die Studie fand verschiedene Arten der Werbung: etwa das Bild des Künstlers oder der Künstlerin auf dem Nikotinprodukt, eine Produktseite in ihren oder seinen sozialen Medien oder eine aktive Bewerbung des Produkts durch den Musiker oder die Musikerin in den Videos.
Besonders häufig werben sie für E-Zigaretten und Wasserpfeifen (Shishas): Ein Drittel der Rap-Musiker*innen vermarktet Wasserpfeifentabak, ein knappes Viertel (23 Prozent) vermarktet Einweg-E-Zigaretten oder E-Zigaretten-Liquids. Jede*r Siebente (13 Prozent) vermarktet sowohl Wasserpfeifentabak als auch E-Zigaretten.
Dem Forschungsteam fiel auch auf, dass besonders häufig mit Fruchtaromen geworben wird. Dies gilt für E-Zigaretten und Tabak für Wasserpfeifen. Die Verwendung von Bildern gesunder Früchte kann die Unbedenklichkeit der beworbenen Nikotinprodukte suggerieren.
Persönliches finanzielles Interesse
Die Werbung für E-Zigaretten und Shishas geschieht häufig aus persönlichem finanziellem Interesse: Oft war der eigene Account mit Online-Shops verlinkt. Bei einigen der Marken deutscher Rapper scheint es sich um Sondereditionen einer bestehenden E-Zigaretten-Marke zu handeln, die in Zusammenarbeit mit dem Künstler oder der Künstlerin entstanden sind.
Die beworbenen Nikotinprodukte tragen in der Regel die Namen der Künstler*innen. Viele von ihnen sind mit ihren Gesichtern auf der Verpackung oder dem Produkt selbst abgebildet. Einige sind als Zeichentrickfiguren abgebildet. Auf diese Weise vermitteln die Nikotinprodukte das Image der Künstler*innen und sprechen insbesondere junge Menschen an, die sich für deutsche Rap-Musik interessieren.
Millionen von Followern
Deutscher Rap erreicht tatsächlich besonders viele junge Menschen. Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2023 geben 29 Prozent der Jugendlichen Deutschlands unter 20 Jahren deutschen Rap als ihre Lieblingsmusikrichtung an.
Die untersuchten Künstler*innen haben Millionen von Followern in den sozialen Medien. So folgen ihnen allein auf Instagram zwischen 0,2 und 4 Millionen. Dazu kommen ihre anderen Plattformen in sozialen Medien. Das verleiht ihnen und ihrer Werbung eine hohe Sichtbarkeit für die Nutzer*innen dieser Plattformen.
Werbung ist verboten, wird aber gemacht
Tabak und Nikotin sind besonders gefährliche Stoffe. Sie haben ein hohes Sucht- und Schädigungspotenzial. Deshalb sind sie gesetzlich besonders stark reguliert. Das betrifft auch Werbung.
Werbung für Tabakerzeugnisse und für sogenannte „Verwandte Erzeugnisse“ wie E-Zigaretten ist verboten. Dies legt sowohl die Europäische Union als auch der österreichische Gesetzgeber fest. Es betrifft auch Werbung im Internet.
Trotz des Verbots werben Rap-Musiker im Internet für Tabak und Nikotin, folgert das Forschungsteam. Rap-Videos sprechen insbesondere junge Menschen an. Die Produkte transportieren das Image der Künstler*innen. Daher ist indirekte Werbung im Sinne des Gesundheitsschutzes besonders gefährlich. Sie fordern Gesetzgeber auf, bestehende Verbote besser zu kontrollieren und umzusetzen.
Viele Influencer bewerben Tabak
Eine andere Studie untersuchte, ob Plattformen auf Social Media von sich aus Werbung für Tabakprodukte einschränken. Sechs der elf untersuchten Plattformen schränkten Inhalte ein, die Tabakprodukte verkaufen. Drei versuchten, den Zugang von Minderjähren zu verbieten.
Obwohl also die meisten Plattformen offiziell Werbung für Tabak begrenzten, gingen nur wenige auf die verbreitete Werbung durch Influencer ein. Influencer durften weitgehend unbeschränkt gesponsert für Tabak werben. Nur drei Plattformen verbieten eindeutig gesponserte Inhalte von Influencern.
Die Werbung für Nikotinprodukte wie E-Zigaretten und Nikotinbeutel wurde in dieser Studie nicht untersucht. Sie zu inkludieren, würde die Zahl deutlich erhöhen.
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